HPV Impfleitlinie

Primärprävention

Impfstoffe/Impfanbieter

 

   1.Wirkmechanismus

   2. Dosierung und Impfzeitpunkte

 

Als prophylaktische Impfstoffe zur Verhinderung der HPV-Infektion wurden bisher zwei Präparate formuliert und in klinischen Studien getestet. Sie basieren auf „viruslike particles“ (VLP), leeren Virushüllen, die keine virale DNA enthalten, somit keine Infektion verursachen aber das Immunsystem zur Bildung spezifischer Antikörper stimulieren können.
Der Impfstoff Gardasil® wurde von Merck entwickelt und wird in Deutschland von Sanofi Pasteur-MSD (SPMSD) vertrieben. Gardasil® enthält 20-40 µg VLP der in Hefe produzierten HPV-Typen 6, 11, 16, und 18, mit Aluminiumsalzen als Adjuvans. Es wird erwartet, dass durch Immunisierung 90% der Genitalwarzen und 70% der Zervixkarzinome zu verhindern sind. Untersucht wurde die Prävention von HPV-induzierten intraepithelialen Neoplasien der Zervix (CIN), Vulva (VIN) und Vagina (VAIN).
Gardasil® wurde im September 2006 von der EMEA für die Staaten der EU zugelassen und ist seit Oktober 2006 in Deutschland erhältlich [54]. Die Zulassung beruht auf Studiendaten zur Effektivität an Frauen im Alter von 16-26 Jahre und zur Immunogenität bei Mädchen und Jungen im Alter von 9-15 Jahren [55, 56]. Gardasil® kann auch an Frauen höheren Alters verabreicht werden, da es keine Kontraindikationen gibt. Aufgrund der sehr guten Effektivitäts- und Sicherheitsdaten von Gardasil® wurde der Impfstoff von den Behörden im beschleunigten Verfahrenzugelassen [54].
Ein bivalenter Impfstoff mit der Bezeichnung Cervarix® wurde von GlaxoSmithKline entwickelt. Er enthält jeweils 20 µg VLPs der HPV-Typen 16 und 18 (hergestellt in Insektenzellen) und zusätzlich zu den Aluminiumsalzen das Adjuvans AS04 (3- deacyliertes Monophosphoryl Lipid A, ein Zellwandbestandteil aus dem Bakterium Salmonella minnesota). Damit können höhere Antikörpertiter als durch Gardasil® induziert werden, wobei allerdings deren Bedeutung für einen besseren Impfschutz bisher noch nicht nachgewiesen wurde [57]. Cervarix® ist somit für die Prävention von HPV 16- und 18-induzierten Krebsvorstufen, Zervixkarzinomen und anderen HPV 16- und 18-assoziierten Tumoren entwickelt worden [57]. Eine Zulassung seitens der EMEA für die Staaten der EU besteht seit September 2007.

 

5.1.1 Wirkmechanismus

Passive Immunisierungen in tierexperimentellen Systemen zeigten, dass der Transfer spezifischer Immunseren die Empfängertiere vor Infektionen mit PV schützt [58]. Impfungen mit den prophylaktischen HPV-VLP Impfstoffen induzieren Serum- Antikörper, deren Titer mehr als hundertfach über denen nach einer natürlichen Infektion liegen [55, 59]. Die Antikörper sind Virus-neutralisierend, d.h. sie verhindern durch Bindung an die Viruskapside die Infektion der Epithelzellen.
Inwieweit auch das zelluläre Immunsystem mit CD4 Helferzellen und CD8 zytotoxischen T-Zellen eine Rolle für das immunologische Gedächtnis und die Verhinderung der Persistenz der Infektion spielen, ist bislang nicht geklärt. In den bisherigen Studien mit > 25.000 Probanden konnten bereits nach der ersten Immunisierung hohe Antikörpertiter bei allen Geimpften nachgewiesen werden.

 

5.1.2 Dosierung und Impfzeitpunkte

Die Impfung wird i.m. verabreicht, wobei 0,5 ml Impfstoff vollständig injiziert werden. Die Menge an Antigen in beiden Präparaten ist vergleichbar. Die Verabreichung einer höheren Dosis erzielte keine grundlegende Verbesserung der Immunantwort [60]. Beide Impfstoffe werden in jeweils 3 Dosen verabreicht. Es wird empfohlen, nach initialer Immunisierung nach etwa einem (Cervarix®) bzw. 2 (Gardasil®) sowie nach 6 Monaten den Impfzyklus zu vervollständigen. Auf jeden Fall sollte die zweite Dosis zwischen dem 2. und 6. Monat und die dritte innerhalb eines Jahres verabreicht werden.

Die ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) hat in ihrem Epidemiologischen Bulletin Nr. 12 vom 23. März 2007 [61] ihre Empfehlung einer generellen Impfung aller Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren gegen HPV 16 und 18 ausgesprochen. Primäres Impfziel ist die Reduktion der Krankheitslast durch Gebärmutterhalskrebs und seiner Vorstufen. Die Impfung mit 3 Impfdosen sollte möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein.

Auch Frauen, die in diesem empfohlen Impfzeitraum keine Impfung erhalten haben, können von der Impfung profitieren. Die betreuenden Ärzte haben Nutzen und Risiko der Impfung zu prüfen und die Patientinnen auf der Basis der Impfstoffzulassung darauf hinzuweisen [61].

 

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